Pressespiegel

Aus dem Steinburger Jahrbuch 1989, Hrsg: Heimatverband für den Kreis Steinburg:

„Nur über der See ist der Himmel noch weiter gespannt als über den Marschlanden – dieser hohe Himmel mit dem dauernd wechselnden Spiel der Wolken und dem sich darunter ausbreitenden offenen Land entspricht dem Wesen des Tier- und Naturmalers Eberhard Rechlin und ließ ihn deshalb hier Wurzeln schlagen.
Ein alter reetgedeckter Hof in der Wilstermarsch wurde sein „Malerhof“, -die ruhige Oase, die er für sein künstlerisches Schaffen braucht. Zunächst unterschieden sich die dazugehörigen vier Hektar Land von keiner anderen Hofstelle in der Marsch: Einige Bäume gaben Hof und Schuppen Windschutz, schnurgerade Gräben entwässerten das flache Weideland.

Im Schutz der deutschen Eiche? 1980, Öl auf Leinwand, 70 x 80 cm

Von Anfang an jedoch wollten Rechlins das Land nicht wirtschaftlich nutzen, sondern der Natur eine Chance zur Erhaltung und zur freien Entwicklung geben. Deshalb pflanzten und steckten sie Tausende von Bäumen und Sträuchern und ließen  Wildpflanzen wachsen und wuchern Im Rahmen der Förderungsprogramme des Landes entstanden auf ihrem Land außerdem zwei Wasserflächen.
In den Teichen und Gräben vermehren sich Frösche und Libellen, Schmetterlingsraupen finden Nahrung auf Brennesseln und Disteln, in morschen Bäumen entstehen Bruthöhlen für Spechte und Meisen, unter herabgefallenem Laub und Geäst suchen Igel Schutz, für Rehe. Hasen. und Fasane ist inzwischen ausreichend Deckung vorhanden. Ja, eine Vielfalt von Tieren und Pflanzen nahm und nimmt diese Wildnis als Refugium an.
Und so verwirklicht sich mit der Zeit Prof. Rechlins Anliegen, das er als seine Aufgabe ansieht: Leben zu bewahren, zu schützen und mit seinen Mitteln des Zeichnens und Malens die Mitmenschen auf die Schönheit der Natur aufmerksam zu machen.
Seit fast zwei Jahrzehnten bestimmen die typische schleswig-holsteinische Landschaft und Tierwelt direkt vor seiner Haustür genauso wie die von ihm so geliebten Küstenstriche die Motivwahl für seine Bilder, die in diversen Ausstellungen nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch weit darüber hinaus bis Kanada und Australien bei privaten Kunstliebhabern gern angenommen werden, sowie auch in zahlreichen öffentlichen Gebäuden wiederzufinden sind und ihm große Anerkennung und viele internationale Auszeichnungen und Ehrungen eingebracht haben. Seine tiefe Liebe und engagierte Verbundenheit zu allen Kreaturen der Schöpfung spiegeln sich in seinen Werken und seinem natürlichen Umfeld wider.
Selbstverständlich aber sieht auch er die mannigfache Bedrohung der Natur durch uns Menschen. Eine Verdichtung der Gefahren für Umwelt und Natur wird auch in anderen Arbeiten, wie z. B. in seinem Bild „Laßt es nicht so weit kommen!“ deutlich.“

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Wild und Jagd in der bildenden Kunst

Eberhard Rechlin
Von Dr. Karl Berrens
Es ist für mich eine ironische Laune des Schicksals, daß der Urmecklenburger Eberhard Rechlin ausgerechnet in der Steinwüste von Berlin geboren werden mußte. Es geschah am 29. Juli 1928. Seine Kindheit durfte er aber im väterlichen Forsthaus am Müritzsee verleben, wo die Rechlins geförstert haben, soweit das Familiengedächtnis zurückreicht. Das sich früh offenbarende künstlerische Talent des Knaben unterstützte der kluge Vater großzügig, widersetzte sich aber dem Traum, der Maler Mecklenburgs zu werden. Sein kategorischer Imperativ hieß: „Malen als Liebhaberei: ja, als brotlose Kunst: nein!“ Der Krieg enthob ihn zunächst der Berufswahl und stürzte ihn in die Sorge ums Überleben, in Kampf und Gefangenschaft. Zwar verlor er Vater und Bruder, doch gelang ihm mit der Mutter die Flucht in den Westen.
Früh notgereift zum Manne, sah er sich als Ernährer der Restfamilie. Entschlossen packte er zu als Bergmann unter Tage, Eisengießer, Nachtwächter und Gelegenheitsarbeiter. Fest den Blick auf eine gesicherte Zukunft gerichtet, bildete er sich mit hartem Einsatz zum Beamten aus und machte die Abschlußprüfung mit Auszeichnung. Auf Lebenszeit angestellt mit Rentensicherheit im Alter gründete er eine eigene Familie und wurde Vater von fünf Kindern.
Auch in den schwersten Jahren hatte er mit gestohlenem Schlaf manche Stunde nachts gezeichnet und gemalt, was dann oft der Bezahlung der Miete diente. Der Familie ließ er es an nichts Lebensnotwendigem fehlen, lebte aber selbst sehr asketisch. Was er sich persönlich — oft genug mit schlechtem Gewissen — leistete, waren Kunstbücher und Jagdzeitschriften mit Kunstbeiträgen. (Dadurch lernte er mich als Jagdkunstpublizisten kennen.) Sein größtes, aber auch erfolgreichstes finanzielles Risiko war ein Abonnement der guten Fernlehrkurse der amerikanischen „Famous Artists Schools“. Deren berühmte Professoren förderten ihn so nachhaltig, daß er einen felsenfesten Glauben an seine künstlerische Sendung gewann. So beschloß er nach langem Ringen, Beruf gegen Berufung zu tauschen.
Um nicht schwach werden zu können, brach er alle Brücken in Westdeutschland ab und zog weit nach Norden, wo die Welt noch „heil“ war wie im unvergessenen Kinderland Mecklenburg. Er fand einen einsamen Bauernhof in der schleswig-holsteinischen Wilstermarsch, den er mit eigener Hände Arbeit zweckdienlich umgestaltete und kühn „Malerhof“ nannte. Das war 1970.
Verbissen schuftete er 16 Stunden am Tage und schuf alle die Bilder, die er ungeboren in seinem Künstlerherzen getragen hatte. Den Erfolg erzwang er: Goldmedaille 1972 auf der Internationalen Jagdausstellung in Ried/Österreich; 1975 Einladung und Teilnahme an der Internationalen Ausstellung „Jagd und Kunst“ in Innsbruck.
Seitdem gilt er als arriviert. In bunter Folge reihen sich aneinander Einzel- und Kollektivausstellungen,   Illustrationen von Büchern und Zeitschriften, Aufträge  aus einem Verehrer- und Freundeskreis. Auffallend  am Schaffen Eberhard Rechlins ist seine Ausgeglichenheit bei aller Vielseitigkeit. Damit meine ich die souveräne Beherrschung der Techniken: Öl, Aquarell, Tusche, Kreide, Feder und Bleistift. Aber auch die gleichrangige Darstellung von Wild, Hund, Mensch und Natur. Auch ohne Tier bleiben seine Bilder noch gute Landschaften und ohne Landschaft seine Tiere noch Porträts. Das Kämpferische im Wesen des Künst¬lers — unschwer in seinem Gesicht zu erkennen — wohnt auch all seinen Geschöpfen inne. Die am Jägerstammtisch oft strapazierten schmückenden Beiwörter urig und ritterlich treffen auf seine Tierpersönlichkeiten wirklich zu. Sein Flugwild ist Herold der Freiheit, seine Schwäne sind fliegende Festungen. Anatomie und Kolorit stimmen immer, festkonturiert, farbsatt und ohne kränkelnde Blässe. Eine geballte Ladung Vitalität ist in jedes Werk gebannt. – Blicke ich wie hilfesuchend von meinem Schreibtisch auf Rechlins „Kämpfende Steinböcke“, dann überkommt mich Zuversicht: denn der Starke strahlt Stärke aus.
Ohne Hund und Skizzenblock ist der Herr vom Malerhof für seine bäuerlichen Nachbarn nicht denkbar.
Nach einem eindrucksvollen Erlebnis befragt, antwortet der inzwischen erfolgsgewohnte Künstler Eberhard Rechlin ohne Zögern: „Das war mein erstes Bild mit  neun Jahren, ein Fuchs, den sich mein Onkel bestellt- und mit einem Taschenmesser honoriert hatte!“
aus: „Der Anblick“, Österreich 1979

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 Eine große Ehrung für den Tier- und Jagdmaler- Eberhard Rechlin ist Professor geworden

Neuendorf bei Wister (B). Der bekannte Tier- und Jagdmaler Eberhard Rechlin vom Malerhof Wilstermarsch in Hinter-Neuendorf ist kürzlich aufgrund seiner Qualifikation und in Würdigung seiner Arbeit von der Akademie des Europäischen Statuts in Namur, Belgien (eingetragen beim Europarat in Straßburg. Dekan: Dessart, Vizepräsident des Weltkirchenrates in Genf), offiziell zum Professor ernannt worden.
Gleichzeitig wurde er in seinem Fachgebiet der Malerei zum wissenschaftlichen Mitglied dieser Akademie berufen und steht für einen Lehrauftrag bereit. Durch zahlreiche in- und auslandische Ausstellungen und Veröffentlichungen wurde Eberhard Rechlins Arbeit international bekannt, so daß diese hohe Würdigung nicht so ganz überraschend kommt.
Wie wir von Professor Rechlin erfahren konnten, läuft vor allem in der einschlägigen Fachpresse die Werbung für die Deutsche Jagd- und Fischerei-ausstellung, die unter dem Motto „Wildtier und Umwelt“ mit internationaler Beteiligung vom 23. Mai bis zum 1. Juni auf dem Nürnberger Messegelände stattfindet. Im Rahmen dieser großen Ausstellung wird auch eine Sonderausstellung zeitgenössischer internationaler Jagdmaler unter Leitung des Deutschen Jagd- und Fischereimuseums München durchgeführt. Professor Rechlin wurde ebenfalls zur Teilnahme eingeladen.
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aus: Wilstersche Zeitung, 95. Jahrgang, Nr.36. 12.Februar 1986